19. März 2011

Kenia - Tag 5 - ein weiterer Tag im Kinderheim






Guten Abend allerseits!

Ins Heim ging ich heute mit einer Rolle Papier bewaffnet, die hat mir Killian mitgegeben, weil ich gestern nach einem Shop fragte, der dickeres Zeichenpapier verkauft. Er hatte die Rolle noch übrig. Das Papier war dazu da, dass die Kinder Zeichnungen für ihre Patenfamilien anfertigen konnten. Also hiess es zuerst, die Rolle Papier in ungefähr gleich grosse Stücke schneiden (also liebe Patenfamilien, falls eure Zeichnung ein bisschen schräg daherkommt, daran bin ich schuld! :-)). Mit den mitgebrachten Farbstiften von gestern machten sich auch praktisch alle ans Werk, nur ein paar wenige waren nicht da oder draussen beschäftigt. Ich kann auch nicht garantieren, dass jetzt jedes Kind gemalt hat, ich habe anfangs das Papier mit den Namen beschriftet, damit ich am Schluss noch wusste, wer was gemalt hat. Ist bei über 30 Kindern halt ein bisschen chaotisch und den Überblick zu behalten, ist echt nicht einfach! Apropos Überblick: Nach dem Mittagessen gabs durch Agnes einen Appell: Sie kommt mit einem Heft und liest jeden Namen runter, wenn die Kinder ihren Namen hören, rufen sie "present!", also "anwesend". Hat was Militärisches, aber irgendwie verstehe ich es auch, wie will man sonst bei so vielen Kindern merken, wenn eins fehlt?

Zum Teil sind richtige kleine Künstler am Werk gewesen, überrascht war ich aber über die Zeichenkünste eines 10jährigen Jungen. Er hat ein richtiges Kunstwerk geschaffen. Seine Pateneltern können sich über diese Zeichnung freuen! Aber natürlich ist jede der Zeichnungen auf ihre Art schön geworden. Einige sehen ein bisschen zerknautscht und mitgenommen und mit original rotem Voi-Sand verschönert aus, weil sich die Kinder auch auf dem Fussboden breit gemacht haben, aber ich denke doch, dass jede Zeichnung von den Kindern im Bewusstsein gemalt wurde, dass dieses Bild ihre Patenfamilie erreicht. Nicht umsonst stehen "I love you", Herzen und ausgemalte Umrandungen ihrer eigenen Hand hoch im Kurs!

Nachdem alle mit zeichnen fertig waren, gab ich den Kindern einige meiner Mitbringsel: Springseile, auch grosse, wo man zu mehreren hüpfen kann, dann ein Fangspiel mit Bällen und Gummitwists. So war nach dem Stillsitzen geschäftiges Treiben auf dem Hof angesagt und das Ganze ging ohne nennenswerte Streitereien über die Bühne. Der erste Hartplastikball (sowas ähnliches wie ein Unihockey-Ball, aber viel weniger stabil) ging schon nach wenigen Minuten in die Brüche. Zum Glück hab ich von unserem super Wondertape mitgenommen, hab ich halt den Ball damit umwickelt. Nun sieht er schon eher afrika-like aus, so gar nicht mehr europäisch, sondern halt improvisiert, wie es mit vielen Spielsachen in Afrika ist. Es fasziniert mich immer wieder, womit die Kinder hier in Kenia spielen: mit allem! Gib unsern Kids zuhause mal ein paar dieser Dinge, die halten das für Abfall. Die Gummibänder wurden ein wenig später durch die Jungs zu Hochsprung-Bänder umfunktioniert und sie sprangen auf alle erdenkliche Weise rüber, z.B. mit einem Überschlag oder sonst irgendwie. Sah zum Teil echt spektakulär aus. Froh war ich, dass die Kinder dort diese Gummitwist-Sache bereits kannten und ich denen nichts vorhüpfen musste! :-) Sie springen das zwar anders als wir hier in der Schweiz, aber sie hüpfen und sagen irgendein Sprüchlein auf, ich verstand immer nur Worte wie "Sophie" und "Anneli". Aber wahrscheinlich ist das so wie bei Songs, die man nicht so richtig versteht, da hört man dann auch irgendwas komplett anderes raus :-)

Ich habe das Gefühl, die Kinder geniessen diese Aufmerksamkeit von jemanden richtiggehend und saugen jede Zuwendung wie einen Schwamm in sich auf. Auch wenns manchmal Verständigungsprobleme gibt, weil die kleineren Kinder noch nicht richtig gut Englisch sprechen oder ich sie zumindest nicht verstehe; irgendwie hilft dann auch ein Lächeln oder Zeichensprache. Apropos Zeichensprache: Es leben mehrere gehörlose Kinder im Heim, für sie gestaltet sich der Heimalltag nochmals schwieriger als für die andern. Es ist aber nicht sicher, ob diese Kinder längerfristig bleiben, wenn ja, wird der Verein wieder neue Paten für die Kids suchen, damit wieder jedes eine Patenfamilie hat. Diese Kinder sind wirklich bezaubernd, trotz oder vielleicht grad wegen ihrer Behinderung.

Lala salama!

Sonja

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