Morgen in einer Woche sitzen wir im Flieger nach Kenia. Vergangene Woche habe ich irgendwie nicht wirklich viel für die Reise erledigt, ich bin eher der Typ "Alles-im-letzten-Moment-Packerin".
Am Wochenende war ich in meiner alten Heimat und habe meine früheren Arbeitskolleginnen und Chef mitsamt Anhang zu einem feinen Abendessen getroffen. Wir hatten interessante Gespräche über Kenia. Auch heute morgen habe ich einen Bekannten getroffen, dem ich zuerst nur erzählte, dass ich nach Afrika gehe, um Ferien zu machen. Seine Reaktion: "Nie im Leben würde ich in Afrika Ferien machen!" Nachdem ich ihm erklärt habe, dass ich nicht Strandurlaub machen werde sondern zum Helfen nach Kenia fahre, war er beeindruckt: "Das würde ich mir hingegen auch vorstellen können!" Er ist tatsächlich ein Macher, bei ihm könnte ich mir das sogar vorstellen, dass er einer ist, der das nicht nur so dahinsagt. Überhaupt bin ich immer wieder erstaunt, wie positiv meine Reise angenommen wird. Meine Mutter und meine Schwester (hallo Schwesterherz! :-)) scheinen mir noch etwas skeptisch, aber sie werden hoffentlich spätestens nach meiner Rückkehr anders darüber denken. Heute habe ich nochmals Plüschtiere von meiner Mutter mitgekriegt, von denen hab ich jedenfalls mehr als genug!
Meine Tochter hat mir für die Kids Scoubidous mitgegeben, diese Plastikbänder, mit denen man Schlüsselanhänger oder mit etwas Geschick und einer Anleitung auch Tiere flechten kann. Eine nette Idee, danke Jenny! Zudem gibts vielleicht noch von einer Arbeitskollegin Tipps, was ich meinen Gastgebern mitbringen könnte, sie hat afrikanische Bekannte und die hat sie gefragt, was momentan in Afrika angesagt ist. Wobei sie mir bestätigt hat, dass eigentlich alles, was aus Europa stammt, gut ankommt, auch wenn es das gleiche Produkt in Kenia zu kaufen gibt, denn Europa steht in Afrika für Qualität.
Vergangenen Montag habe ich mich mit Lisa getroffen. Sie hatte viele News, meine Fragen konnten geklärt werden und ich kam zu einem Patenkind. Die Geschichte dahinter? Alle Kinder im Waisenhaus haben Paten, jedoch hat sich jemand von ihnen nicht mehr gemeldet, reagiert nicht auf Mails und geht nicht ans Telefon, auch Briefe per Post werden nicht beantwortet. Und da ich vor ein paar Wochen eine Patenschaft fürs Waisenhaus (für Unterhalt, den täglichen Bedarf, für Tierfutter usw.) abgeschlossen hatte, mit der Option, die Patenschaft auf ein Kind zu wechseln, falls es einen Neuzugang gibt oder eine Patenschaft frei wird, habe ich sozusagen eine Patenschaft "geerbt". Nun habe ich ein zweites Patenkind nebst meinem Neffen Samuel :-). Ein Mädchen, ihr Name ist Rachel, 12 Jahre alt, und ich hoffe, während meinem Aufenthalt noch viel über sie zu erfahren und eine gute Beziehung zu ihr aufzubauen und sie auf ihrem Weg zum Erwachsensein begleiten und unterstützen zu dürfen.
Auch habe ich erfahren, dass wir mit den Kindern - dank einer grosszügigen Spenderin - einen Tag auf Safari gehen werden. Man stelle sich dies vor: Die Kinder leben praktisch mit den wilden Tieren Afrikas vor ihrer Haustür, doch haben sie diese noch nie zu Gesicht bekommen, weil Safaris zumeist Touristen vorbehalten sind, die dafür bezahlen. Ich finde das traurig, das wäre doch so, als ob wir hier in der Schweiz nie die Gelegenheit bekommen würden, ein Murmeltier, eine Gemse oder einen Steinbock zu sehen und nur zahlende Touristen das Privileg hätten, diese auf einer Bergwanderung beobachten zu dürfen.
Am kommenden Freitag werden Lisa und ich uns kurzschliessen, abchecken, bei wem es noch Platz im Gepäck hat und allenfalls noch umpacken oder zusätzliche Dinge mitnehmen, die erlaubte Gepäckmenge muss schliesslich bis zum letzten ausgenutzt werden, damit man soviel dringend benötigtes Material für die Kinder mitnehmen kann wie möglich. Am Sonntag werden wir uns dann am Flughafen treffen um das Gepäck am Vorabend des Fluges aufzugeben. Auch das Check-In wird Lisa online durchführen, so können wir am Montag nur mit unserm Handgepäck am Flughafen auftauchen und vorher noch entspannt ein Cüpli (oder so :-)) geniessen!
Besondere Freude hatte ich vergangene Woche, dass mir Killian, mein Gastgeber, zurückgemailt hat. Er hat von sich und seiner Familie erzählt, mir auch Fotos von ihnen geschickt und sie mir virtuell vorgestellt. Eine wirklich nette Familie! Er und seine Frau sind Eltern von zwei Kindern, 14 und 4 Jahre alt. Er ist für eine karitative Organisation in Kenia tätig, die in der Schweiz ihren Sitz hat und ist so mit Lisa in Kontakt gekommen. Killian ist eine wichtige Person für Lisas Verein, er unterstützt sie in vielen Belangen und ist Verbindungsperson zwischen dem Verein und den kenianischen Behörden. Ich weiss jetzt auch, dass ich etwa 3 km vom Waisenhaus entfernt wohnen werde und zu Fuss ins Zentrum von Voi gelangen kann, wo es die für mich nötige Infrastruktur wie Einkaufsladen, Internetcafé usw. hat. Somit scheint also sichergestellt, dass ich meine Blogs regelmässig schreiben und veröffentlichen kann! Einkaufsladen ist mir deshalb wichtig, damit ich jederzeit Trinkwasser für mich besorgen und den Kindern im Waisenhaus zwischendurch Abwechslung auf dem Speiseplan bieten kann, indem ich ihnen Lebensmittel mitbringe, die es dort nicht täglich gibt, weil sie zu teuer sind. Verfügbarkeit von Lebensmitteln bedeutet für das Waisenhaus noch lange nicht, dass diese für sie auch erschwinglich sind. Was nützt es, wenn das Angebot zwar vorhanden ist, die finanziellen Mittel aber fehlen? Also hoffe ich, dass ich ihnen mit solchen Dingen eine Freude bereiten kann.
Ich kanns kaum mehr erwarten, die Menschen in Kenia, von denen mir Lisa erzählt hat - die Kinder, die Leiterinnen im Waisenhaus, Killian und seine Familie - kennenzulernen, neue Eindrücke und Erfahrungen zu sammeln und diese mit euch in diesem Blog zu teilen.
Gute Nacht allerseits und startet gut in die kommende Woche!
Lala salama!
Sonja
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Asante sana für Euren netten Kommentare.
Viele kleine Leute, an vielen kleinen Orten, die viele kleine Dinge tun, werden das Antlitz dieser Welt verändern.